Apostrophische Ritornelle
Blumenruf von Renate Golpon
Du bescheidenes Veilchen –
kaum zu sehen im Schatten der Rose.
Ich hock gern mich zu dir für ein Weilchen.
Blühende Heide –
deinen altrosafarbenen Teppich –
wir betreten ihn gern, alle beide.
Rote Geranien –
denk ich einzig allein ob des Reims
bei der Blütenpracht plötzlich an Spanien?
Kamelien –
ihr Name ist verbunden mit der Dame
im Roman; denn Dumas wählte keine Lobelien.
Zartlila Winden
umschlingen ganz fest den verrosteten Zaun,
den wir – blütenreich nun – wieder schön finden.
Gelbe Gladiolen –
Wie sie leuchten im Glanze der Sonne,
haben Teerosen schlichtweg die Show heut gestohlen!
Herber Holunder –
du versprichst uns im Frühsommer schon
dunklen Saft für gesundheitlich' Wunder.
Dunkle Pinien
boten ihr kühlendes Dach uns im Sommer
jeden Tag da im heißen Sardinien.
Seht die Schwertlilie, Iris,
die am Ufergewässer, libellenumschwärmt,
den Betrachter aus Melancholie riss.
Ihr Gladiolen –
so bunt da im Beet meines Gartens –
ich werde euch niemals ins Haus holen!
Lorbeerbaum –
deine Blätter bekränzten das Haupt vieler Sieger –
und sind heute für viele noch Traum.
„Königin der Nacht“
Diese Lilie im Purpurrot-Kleid
hat schon manchen Betrachter zum Träumen gebracht …
Einen Armvoll ,Rianca' –
Diese Dahlien orange-roter Farbe
brachte Berthold am Abend Bianca.
Üppiger Goldregen –
du erfreust jedes Jahr mich aufs neue.
Doch ich pflücke dich nie – deines Gifts wegen.
Leuchtender Löwenzahn –
als Unkraut verpönt auf dem Rasen –
hast als Gold auf den Wiesen dem Auge stets Gutes getan.
Ob die Engelstrompeten –
violett, rosa, rot da im Grün –
hier auf Erden je Engel erspähten?
Rote Nelken –
so bedeutungsvoll jüngst auf dem Podium –
müssen nun in der Vase sie welken.
Aromatische Himbeere –
du verströmst deinen Duft, aber gib deinen Saft
nicht aufs schneeweiße Hemd, was sehr schlimm wäre.
Apostrophische Ritornelle
Blumenruf von Renate Golpon