a Als konnten sie den Frühling kaum erwarten,
b erblühten Krokusse in zarten Farben.
a Sie sprühten bunte Flecke in den Garten
b und ließen uns vergessen Winters Narben.
a Wir freuten uns – der Frühling sollte starten!
b Nach Wärme wollten wir nicht länger darben.
c Der Winter kam zurück dann über Nacht
c und überzog das Gras mit Weiß ganz sacht.
d Der Hauch von Frühling ist nun schnell verschwunden
d und Winter will die Herrschaft neu bekunden.
Renate Golpon
Manchmal mild und manchmal wild
a Das Meer kann ruhig, friedlich sein
b mit kleinen sanften Wellen.
a Es lädt, ganz blau, zum Baden ein,
b sehr warm an seichten Stellen.
c Doch weh, wenn Wind ist aufgekommen
c und du zu weit hinausgeschwommen,
d den Strand allein nicht kannst erreichen,
d vor Angst laut schreist, mit Hand gibst Zeichen,
x bis dann ein Rettungsboot vertreibt die Not.
Fünfhebige Jamben, Aufgesang blau, Abgesang rostrot
Systematisieren von Literatur und vor allem Lyrik ist undankbar, weil oft ungenau.
Die Kategorien der Naturwissenschaften lassen sich kaum anwenden.
Deshalb ist das Lyrik-Nomenklatursytem
etwas schwammig und intransparent.
„Schuld" daran haben nicht zuletzt die Lyrikproduzenten,
die sich nicht an Regeln halten und eigene Formen kreieren.
Und wenn ich mich als Gedichtverfasserin versuche, finde auch ich es ebenfalls gut, frei zu sein innerhalb einer lyrischen Form, die Mittel der Sprache nach eigenem Gusto auszuschöpfen,
damit ein eigenständiges Werk entsteht.
Mit anderen Worten – wundern Sie sich bitte nicht,
wenn ich sehr seltene Varianten lyrischer Formen unerwähnt lasse.
Dozenten, Lehrer, Studenten und Schüler, die meine Lyrikseiten dank absolut regelkonformer Gedichtbeispiele nutzen,
werden diese Beschränkung auf Wesentliches zu schätzen wissen.